Biographie


Manfred Flügge wurde am 3. März 1946 in einem Flüchtlingslager in Kolding (Dänemark) geboren. 
Seine Familie stammt aus Königsberg (Ostpreußen).

1948: 
Übersiedlung der Familie ins Ruhrgebiet, wo der Vater Arbeit gefunden hat, zunächst bei den Justizbehörden in Bochum, später als Bergmann auf einer Zeche in Ickern, dem nördlichsten Teil von Castrop-Rauxel. Der Name dieses Ortes gilt als Inbegriff des schmutzigsten Ruhrgebiets, symbolisiert durch den Abwasserfluss Emscher, doch hatte diese »Industriestadt im Grünen« eine der ersten Städtepartnerschaften mit Frankreich (Vincennes, im Osten von Paris).

1952 - 1956: Grundschule in Ickern
.



1956 - 1965: 
Adalbert-Stifter-Gymnasium in Castrop. 
Gründung und Leitung der Schülerzeitung Discipulus Castropiensis. 

Erste Reportagen, Erzählungen und Glossen, auch für die Lokalseiten der Westfälischen Rundschau.

Nach dem Abitur 1965: Studium (Französisch und Geschichte)
 in Münster (Westfalen) und in Lille (Nordfrankreich
).

1968 bis 1970: Dozent am Goethe-Institut in Lille.


1971: Staatsexamen in Münster
.

1974: Promotion in Romanistik in Münster (Erzähltheorie).

1974-76: Referendarzeit in Hagen in Westfalen (Französisch und Geschichte).



1976 bis 1990: Dozent an der Freien Universität Berlin 
(Französische Literatur und Landeskunde)
.


1981: Habilitation mit einer Arbeit über das kulturelle Leben im besetzten Paris 1940/44 [Am Beispiel des Theaterstücks Antigone von Jean Anouilh].

Erste Publikationen in der ZEIT (ab 1977) und in diversen Literaturzeitschriften. Publikationsverbot in der ZEIT nach einem kritischen Artikel (1984).

1990 verlässt Manfred Flügge die Universität und lebt fortan als freier Autor.

Seit 1989 schrieb er etwa 25 Bücher, davon vier in französischer Sprache: Romane, Biographien, Essays, Sachbücher. Inhaltlicher Schwerpunkt ist das Exil von Künstlern und Intellektuellen in Frankreich und in den USA nach 1933. Ein anderes Themenfeld ist die Theorie des Imaginären (Mythen, Mythomanie, Legenden, Erzählformen des Historischen).

Mehrere Theaterstücke in französischer Sprache entstanden seit 2004 und wurden vor allem in Brüssel am Théâtre-Poème gespielt.

Manfred Flügge übersetzte Romane und Essays aus dem Französischen (Dominique Fernandez, Emmanuel Mosès, Pascal Bruckner, Marek Halter, Max Gallo, Georges Moustaki, Pierre Mertens u. a.).

  Er schrieb Rundfunk-Features, Kindergeschichten für den Rundfunk, politische Artikel und Rezensionen für diverse Zeitungen (Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Die Welt, magazine littéraire).

Zweimal wirkte er an Filmen mit: 
1986 schrieb er den Text zu dem Film Wurlitzer oder die Erfindung der Gegenwart (über die Erfindung des Tonfilms 1923); 1995 war er Co-Regisseur des Films Der Diplomat (über Stéphane Hessel).



2013 kuratierte Manfred Flügge im Buddenbrookhaus in Lübeck die zweisprachige Ausstellung Traumland und Zuflucht. Heinrich Mann und Frankreich, die auch in Paris und in Pau gezeigt wurde.

Aufenthaltsstipendien: Wewelsfleth (1994), Villa Aurora, Los Angeles (1997), Schriftstellerhaus Stuttgart (1997), Villa Mont Noir (2004). 
 Writer in Residence an die Miami University (2003) in Oxford, Ohio (USA).

Forschungsreisen zu Archiven in Los Angeles, Austin (Texas), Washington D.C., Paris, Nizza, Sanary, Draguignan, Marseille, Prag, Wien, Zürich, Bern, Jerusalem, Marbach, Lübeck, München, Frankfurt/Main und in Berlin.

Seit 1989 engagiert sich Manfred Flügge für die Erinnerung an das Exil in Sanary-sur-Mer; er hielt dort wiederholt Vorträge, organisierte Colloquien, ging in Schulen, sorgte in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung für neue Gedenktafeln an den Häusern der Emigranten und am Office du Tourisme; seit einiger Zeit engagiert er sich auch für das Gedenken in Le Lavandou und in Nizza.

Im November 2014 erhielt Manfred Flügge in Cognac den Prix Jean Monnet pour le Dialogue Européen für seinen auf Französisch geschriebenen Essay Le bleu des anges. Le rêve français de Heinrich Mann, erschienen bei Grasset im Frühjahr 2014.


Ebenfalls im November 2014 erhielt er in Dresden den Preis Hommage à la France für seinen auf Deutsch geschriebenen Essay Traumland und Zuflucht. Heinrich Mann und Frankreich.



Hauptwohnsitz von Manfred Flügge ist Berlin-Charlottenburg.